Gleich zwei Spiele standen im Mai für die Lengefelder Schachspieler in der Bezirksliga auf dem Programm. Nachdem beim letzten Punktspiel mit einem Unentschieden in Geringswalde der Sprung an die Tabellenspitze noch verpasst wurde, sollte der möglichst in diesen beiden Spielen gelingen. Erster Gegner am 1. Mai war die Mannschaft aus Seiffen. Die ist mit Gastspielern aus Tschechien, Gera und Berlin sehr stark besetzt und zählte zu Saisonbeginn eigentlich zu den Aufstiegskandidaten. Die Wirklichkeit sieht allerdings etwas anders aus, und so fand sich das Team aus der Spielzeugstadt vor dem Aufeinandertreffen mit uns fernab vom Aufstiegsplatz im hinteren Tabellenmittelfeld wieder. Für ihr Gastspiel in Lengefeld hatten sie fast alle ihre Stammspieler zusammen, auch die Legionäre waren an Bord. Den in Bestbesetzung angetretenen Lengefeldern war bewusst, dass es ein schweres Spiel werden würde, man hoffte aber trotzdem leise auf einen Sieg. Und es ging gut los. Nach einem schnellen Remis von Werner Haugk brachte uns Kevin Matthes nach einem sehr starken Spiel in Führung. Frank Thom konnte wenig später einen weiteren halben Punkt beisteuern. Doch dann begann der Gastgeber zu wanken. Kurz hintereinander mussten Ralph Bennewitz und Volker Klotz ihre Partien aufgeben und plötzlich lag der SV Lengefeld mit 2:3 hinten – eine in dieser Saison völlig neue Erfahrung! Der erneute Ausgleich gelang schließlich John Heinrich, der wieder einmal eine sehenswerte Partie spielte und seinen starken tschechischen Gegner besiegen konnte. Bei nun noch zwei laufenden Partien war noch alles möglich. Sebastian Eccarius konnte schließlich seiner Gegnerin ein Remis abtrotzen. Dieser halbe Punkt sollte sich noch als sehr wichtig erweisen, denn wenn im letzten Spiel Teamchef Franko Haugk gewänne, würde das den Sieg für den SV Lengefeld bedeuten. Und so kam es auch, souverän und ruhig führte Franko seine Partie und damit das Match gegen Seiffen zum Sieg. Der reichte in der Tabelle noch nicht zur Führung, auch wenn Geringswalde an diesem Spieltag über ein Unentschieden nicht hinausgekommen war, ein halbes Pünktchen fehlte uns noch für Platz eins. Das wollten wir im zweiten Spiel am 15. Mai noch aufholen. Es ging für uns zum Tabellenletzten, der zweiten Mannschaft aus Niederwiesa. Eigentlich ist diese Mannschaft recht solide aufgestellt, ein Platz im Mittelfeld sollte auf jeden Fall drin sein. Allerdings hatte sie oft mit dem Los einer zweiten Mannschaft zu kämpfen, man musste regelmäßig Spieler an die Erste abgeben, die dann nicht gleichwertig oder gar nicht ersetzt werden konnten. Fast in jedem Spiel mussten Ersatzspieler aushelfen, ein paarmal war man sogar in Unterzahl angetreten. Gegen uns hatte Niederwiesa zumindest wieder acht Spieler aufgeboten, immerhin wollte man mit einem Punktgewinn noch einmal das Ziel Klassenerhalt angehen. Und auch wenn darunter vier Ersatzspieler und wir nominell deutlich besser aufgestellt waren, sollten wir uns nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Klar, ein Sieg für uns war eingeplant, aber selbstverständlich war der nicht. Und es sollte tatsächlich spannender werden, als uns lieb war. Los ging es mit einem schnellen Sieg unseres Ersatzmannes Tom Grüner, der unter tatkräftiger Mithilfe seines Gegners den vollen Punkt verbuchen konnte. Zwei schnelle Unentschieden von Werner Haugk und Frank Thom sicherten den Vorsprung ab. Die beiden nächsten Ergebnisse kamen von Volker Klotz und Ralph Bennewitz, die gegen ihre Gegnerinnen zu vollen Punkten kamen. Das war Balsam auf die Seelen der beiden, die zuletzt (Ralph Bennewitz) bzw. schon über die gesamte Saison (Volker Klotz) einige unglückliche Niederlagen hatten hinnehmen müssen. Damit stand es schon 4:1 für Lengefeld, es schien nur noch die Frage zu sein, wie hoch der Sieg für den SVL ausfallen würde. Es spielten ja noch Sebastian Eccarius gegen einen deutlich jüngeren Gegner und die beiden Punktegaranten John Heinrich und Franko Haugk an den beiden Spitzenbrettern. Doch plötzlich zogen dunkle Wolken auf. Sebastian Eccarius musste erfahren, dass Alter, Größe und Wertzahl nicht zwangsläufig etwas über die wahre Spielstärke aussagen, sein Gegner spielte stark, nutzte Sebastians Fehler konsequent aus und gewann schließlich die Partie. Kurz später musste auch John Heinrich die Segel streichen, der sonst so souveräne Lengefelder Spitzenspieler hatte eine Kleinigkeit übersehen, die ihn letztendlich die Partie kostete. Das ist kein Beinbruch, so etwas kann immer mal wieder passieren, an diesem Sonntag machte es aber die Begegnung in Niederwiesa noch einmal spannend. Der Vorsprung war geschrumpft, es stand nur noch 4:3 für Lengefeld. Ein halber Punkt fehlte uns noch zum Sieg, und Franko Haugk bot seinem Gegner folgerichtig das Remis an. Das war angesichts seiner Stellung durchaus angemessen. Sein Gegner allerdings lehnte die Offerte ab, immerhin hoffte er, mit einem Sieg noch den Ausgleich für sein Team erzielen zu können. Und so spielten die beiden noch sehr lange. Mit der Zeit neigte sich die Partie aber zugunsten des Lengefelder Kapitäns, der nun seinerseits ein Remisgebot seines Gegners ausschlug, seine Stellung Stück für Stück verbessern konnte und schließlich mit einem schönen Opfer gewann. Damit sicherte er dem SV Lengefeld einen 5:3-Sieg, gleichzeitig war es sein siebter Punkt im siebten Spiel, eine herausragende Leistung!
Auch wenn der Sieg am Ende nicht so hoch ausgefallen war, wie der eine oder andere vielleicht gehofft hatte, reichte er dennoch aus, um in der Tabelle Platz eins zu erobern, da am selben Spieltag der bisherige Tabellenführer Geringswalde nur ein Unentschieden gegen Seiffen schaffte. Am kommenden Spieltag am 12. Juni ist mit Annaberg-Buchholz der Tabellendritte in Lengefeld zu Gast. Die Mannschaft liegt mit zwei Punkten Rückstand in Schlagdistanz zu uns. Gewinnen die Gäste, können sie zu uns aufschließen, im Gegenzug kann der SV Lengefeld mit einem eigenen Sieg den Aufstieg schon perfekt machen. Hoffen wir darauf, dass das gelingt!
Text: Ralph Bennewitz