Am 12. Juni stand für die Schachspieler des SV Lengefeld der vorletzte Spieltag einer starken Saison auf dem Programm. Im Kampf um den Aufstieg war eine Vorentscheidung möglich, denn zu Gast war mit der Mannschaft aus Annaberg-Buchholz der direkte Konkurrent. Die Ausgangslage war klar: Verliert Lengefeld, ziehen die Gäste nach Punkten gleich, außerdem könnte mit Döbeln oder Frankenberg eine weitere Mannschaft wieder bis auf einen Punkt heranrücken. Geringswalde könnte mit einem Sieg sogar vorbeiziehen. Der Kampf um Platz eins würde noch einmal richtig spannend werden und erst am letzten Spieltag entschieden. Im Falle eines Unentschiedens behielte Lengefeld auf alle Konkurrenten einen Vorsprung von zwei Punkten, einzig Geringswalde könnte noch gleichziehen. Auch in diesem Fall fiele die Entscheidung erst am letzten Spieltag. Alle Rechnerei wäre überflüssig, wenn Lengefeld das Spiel gewänne. Dann hätten die Verfolger uneinholbare drei Punkte Rückstand, Annaberg-Buchholz sogar vier. Und Geringswalde bliebe mindestens einen Punkt zurück. Und weil genau diese Geringswalder als Spielgemeinschaft nicht in die Landesklasse aufsteigen dürfen, wäre für Lengefeld der Weg in die zweite Landesklasse frei. Kurz: Ein Sieg musste her, und danach könnten die Korken knallen!
Und die Lengefelder waren motiviert. Schon vor Spielbeginn zeigte man mannschaftliche Geschlossenheit, (fast) alle Spieler waren in den Vereinsfarben gekleidet, selbst Jörg, der Wirt des Sportlerheims, trug das gelbe Lengefelder Trikot. Das hatte es so noch nicht gegeben. Bald nach Spielbeginn gab es zum ersten Mal Grund zur Freude. Sebastian Eccarius hatte in einer feinen Partie den ersten Punkt für den SVL eingefahren. Wenig später besorgte Franko Haugk mit seinem achten Punkt im achten Spiel die beruhigende 2:0-Führung. Eine sensationelle Leistung des Lengefelder Teamkapitäns! Volker Klotz und Ralph Bennewitz holten jeweils halbe Punkte und sorgten damit für den 3:1-Halbzeitstand. Ein Blick auf die noch laufenden Partien ließ mehr als die leise Hoffnung aufkommen, dass es für einen Sieg reichen könnte. Man war sich sicher, dass John Heinrich an Brett 1 gewinnen würde, der dann noch fehlende halbe Punkt war an den drei anderen Brettern auf jeden Fall irgendwo drin. Doch es wurde spannender, als es den Lengefeldern lieb war. Zunächst musste Werner Haugk gegen seinen jungen Kontrahenten die Segel streichen, fast gleichzeitig hatte John scheinbar seinen Vorteil verspielt. Kevin Matthes war ins Hintertreffen geraten, und ob bei Frank Thom etwas Zählbares herausspringen würde, war auch nicht abzusehen. Erinnerungen an die Saison 2016/17 wurden wach, als man am letzten Spieltag ein Unentschieden brauchte, um den Sprung in die Bezirksliga zu schaffen, am Ende aber trotz einer 3:1-Führung das Spiel noch verlor und als Tabellenzweiter zusehen durfte, wie der Gegner den Aufstieg feierte. Doch soweit sollte es nicht kommen. Völlig überraschend konnte Kevin seine Partie doch noch gewinnen, sein von gesundheitlichen Problemen geplagter Gegner hatte nicht mehr die nötige Kondition, seinen Vorteil ins Ziel zu bringen und stellte die Partie sogar noch komplett ein. Damit stand es 4:2, das Unentschieden stand fest. Frank Thom war es schließlich, der mit seinem Punkt den Mannschaftssieg und damit den Aufstieg besiegelte. Als sein Gegner den Druck immer weiter erhöhte, konnte er einen sehenswerten Konter setzten und seine Partie gewinnen. Wenig später gewann auch John Heinrich sicher seine Partie, damit stand es am Ende also 6:2, ein Sieg, der in dieser Höhe sicher nicht zu erwarten war. Der Aufstieg, an den vor der Saison nur wenige geglaubt hatten, war damit bereits einen Spieltag vor Saisonende in Sack und Tüten. Und es kam noch besser. Geringswalde musste bei den um den Klassenerhalt kämpfenden Burgstädtern die erste Saisonniederlage hinnehmen und hat nun ebenfalls drei Punkte Rückstand auf Lengefeld. Damit steht Lengefeld nun nicht nur als Aufsteiger, sondern auch als Meister der Bezirksligastaffel fest! Eine wirklich starke Leistung und Ergebnis jahrelangen harten Trainings.
Bevor der SVL erstmals nach über 30 Jahren wieder auf Landesebene an die Bretter gehen kann, steht nun noch das abschließende Spiel in der Bezirksliga an. Und da geht es noch einmal richtig weit weg, das Abschiedsspiel findet in Siebenlehn statt. Auch wenn es in diesem Match eigentlich um nichts mehr geht, wollen sich die Lengefelder natürlich gebührend mit einem Sieg aus der Bezirksliga verabschieden. Drücken wir die Daumen, dass es gelingt.
Text. Ralph Bennewitz
Foto: SV Lengefeld